30 Jahre Mauerfall: Gar nicht so EINHEITlich!

Veröffentlicht am 04.11.2019

Prof. Deichmann spricht an der IGS Hermeskeil über zwei politische Kulturen im wiedervereinten Deutschland

Die Hochwaldhalle war mit den Oberstufenschülern, Kolleginnen und Kollegen der IGS Hermeskeil und anderen interessierten Gästen gut gefüllt, als am Montag, den 28. Oktober 2019, der Politikwissenschaftler Prof. Carl Deichmann unter dem Titel „30 Jahre Wiedervereinigung – ein Land, zwei politische Kulturen“ sprach. Ausgehend von Überlegungen zum Begriff des Populismus, den man zur Analyse der Zustände in Washington ebenso verwendet wie zur Beschreibung des Auftretens des Thüringer AfD-Vorsitzenden Höcke, stellte Deichmann die Frage, ob unterschiedliche politische Kulturen in den alten und neuen Bundesländern für das Erstarken der AfD bei den letzten 3 Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen verantwortlich waren und ob diese unterschiedlichen Einstellungen, Überzeugungen und Werte die Menschen anfälliger für jene Politiker machen, die einfache Antworten für komplexe Probleme anbieten. Wie in den Sozialwissenschaften üblich, konnte die Antwort hier nicht ja oder nein lauten; zu differenziert ist die Komplexität der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dennoch zeichnete Deichmann auf, dass eine bestimmte Anzahl an Menschen der „heimeligen DDR, dem beruflichen und privaten Aufgehobensein im VEB und in der Brigade“ nachhängen und der deutlich individualistischeren freien Gesellschaft der Bundesrepublik skeptisch gegenüberstehen. Auch wurde deutlich, dass der Einfluss schulischer Bildung auf die politische Sozialisation im Vergleich zu dem der Eltern deutlich geringer ist. Insgesamt aber, so verbreitete der Hochschullehrer auf Schülernachfrage Optimismus, gehe er trotz der AfD-Präsenz in den ostdeutschen Ländern nicht von Gefahren für die mittelfristige Stabilität des politischen Systems aus. Eine gute Infrastrukturpolitik als Voraussetzung, werde sich das Parteiensystem etablieren und im demokratischen Spektrum anpassen.

Eingeleitet wurde der Vortrag von einem Stück der Leistungskurse Deutsch 11 und 12 unter Leitung von Frau Kristina Heitzer, die in der Szene um ein Stück Mauer die Frage beantworteten, wie es wohl so gewesen wäre, damals im zweigeteilten Deutschland. Zudem leitete der Schulleiter, Herr Dr. Christian Schmidt, mit einigen biographischen Überlegungen und Fragen ein, bevor er den Hauptreferenten das Wort überließ. Fragen wurden zum Ende von Schülern, Kollegen und auch anderen Gästen gestellt, so dass der Nachmittag Informationen und Einordnungen bot - so 30 Jahre danach.

Text: Dr. Christian Schmidt

 

Eingeleitet wurde der Nachmittag mit einer szenischen Inszenierung der Deutsch-Leistungskurse von Frau Kristina Heitzer zur Frage: „Wie war es wohl damals – vor dreißig Jahren?“

 

szenischen Inszenierung

 

 

Schulleiter Dr. Christian Schmidt begrüßte die fast 300 Gäste und ging dabei auch auf eigene biographische Aspekte zum Thema ein.

Schulleiter Dr. Christian Schmidt

 

 

 

Professor Carl Deichmann ging in seinem Vortrag der Frage nach, warum es auch dreißig Jahre nach dem Mauerfall offensichtlich immer noch verschiedene politische Kulturen in Deutschland gibt.

Professor Carl Deichmann

 

Bilder: Stephan Eberhard/IGS

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