Schülerinnen der IGS Hermeskeil besuchen den Ferienworkshop „Spuren der NS-Zeit in der Region“

Veröffentlicht am 09.10.2017

Einige Schülerinnen unseres neuen Geschichte Leistungskurses der IGS Hermeskeil nahmen zusammen mit Schülern des Gymnasiums Hermeskeil in den Sommerferien an einem freiwilligen Ferienworkshop der Gedenkstätte Hinzert teil. Dort beschäftigten wir uns mit den „Spuren der NS-Zeit in der Region“.

Gruppe

Los ging es am 11. August in der Christophstraße in Trier, wo sich damals zu Zeiten des Nationalsozialismus die Gestapo befand, die für die gesamte Großregion Trier zuständig war. Wir erfuhren durch den Stadtführer der „Arbeitsgemeinschaft Frieden“, dass es hier zu zahlreichen Verfolgungen und Denunziationen kam, wobei auch politisch unliebsame Personen gefoltert wurden. Einprägsam war die Tatsache, dass es nur sehr wenige Beamte für die Großregion gab, so dass die Gestapo niemals ohne die Hilfe der Bevölkerung funktioniert hätte.

Gestapo

Danach gingen wir in die Sichelstraße, wo sich am Haus Fetzenreich eine Gedenktafel für die damals 400 jüdischen Frauen, Kinder und Männer befindet, die im ehemaligen Gefängnis in der Windstraße zusammengetrieben wurden und von dort dann in Konzentrationslager deportiert wurden. Ein Stück weiter in der Simeonstraße befindet sich die „kleine Judenpforte“, durch die man die Judengasse betreten kann. Im Mittelalter befand sich hier das Judenviertel. Juden wurden damals schon ausgegrenzt und mussten mit bestimmten Beschränkungen leben, bis sie schließlich im 14. Jahrhundert aus Trier vertrieben wurden. Dies zeigt, dass die Feindlichkeit gegenüber der jüdischen Bevölkerung leider schon lange ein Teil der deutschen Geschichte gewesen ist. Darüber hinaus erfuhren wir am Beispiel des ehemaligen Kaufhaus Haas, das heutige Kaufhaus Sinnleffers, über die Arisierung der Geschäfte in Trier. Trotz der geringen Zahl von nur ca. 800 jüdischen Menschen in Trier in den 1930er Jahren gab es zahlreiche jüdische Geschäfte. Viele Deutsche und Nationalsozialisten wollten von diesem Vermögen profitieren und trieben die Geschäfte nach langanhaltendem Boykott in den Zwangsverkauf.

Unterwegs kamen wir immer wieder mal an Stolpersteinen vorbei, die für die unzähligen Bürger stehen, die von den Nationalsozialisten deportiert und umgebracht worden. Dabei erfuhren wir auch über das Schicksal eines Mädchens, das aufgrund einer geistigen Behinderung in die Anstalt nach Andernach gebracht wurde und von dort aus nie zurückkehren sollte. So gehört die Euthanasie neben der Judenverfolgung zu den schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit. Aber auch die Verfolgung der Sinti und Roma stellt ein trauriges Kapitel der Trierer Geschichte dar, das ohne die 2012 errichteten Gedenksteine in der Windstraße kaum mehr bekannt wäre. So lernten wir viel Neues über die Stadt Trier und über Orte und Denkmäler, die man zwar im Treiben des Alltags häufig übersieht, an denen wir aber von nun an inne halten werden.

Stolperstein

Am zweiten Tag des Workshops sind wir dann von Hermeskeil aus mit einem Sprinter zur belgischen Grenze gefahren und haben die Überreste des Westwalls gesehen. Obwohl viele bauliche Elemente des Westwalls zerstört sind, sind manche weiterhin gut sichtbar in der ländlichen Umgebung um Großkampen, wie beispielsweise die lange Kette von Panzersperren. Dabei erklärte uns Dr. Ruland, der uns den ganzen Tag begleitete, dass der Westwall vor allem die Funktion der Propaganda hatte und nach 1940 kaum noch Bedeutung besaß und schnell militärisch nutzlos wurde. Nachdem wir uns bei einem leckeren Mittagessen gestärkt hatten, fuhren wir nach Belgien zu den Orten der schrecklichen Massaker von Wereth und Malmedy. Besonders berührend war die Gedenkstätte in Wereth, die an dem Ort errichtet wurde, wo 11 schwarze US-Soldaten durch die SS im Winter 1944 brutal gefoltert und ermordet wurden. Im Gegensatz zu dem bekannten und oft gedachten Massaker der 82 Soldaten in Malmedy, beeindruckt der Gedenkstein in Wereth durch seine Einfachheit. Denn erst in den 90er Jahren stellte Herman Langer, Sohn von Matthias Langer, der den 11 Soldaten zuvor Zuflucht geboten hatte, ein kleines Kreuz mit den Namen der 11 Männer auf. Daraufhin wurde man überhaupt erst auf die „unsichtbaren“ Elf aufmerksam. Bevor wir anschließend wieder in Richtung Hermeskeil fuhren, besuchten wir den amerikanischen Soldatenfriedhof in Henri-Chapelle. Dort liegen 8000 Soldaten begraben, von denen manche bis heute noch nicht identifiziert sind. Die Atmosphäre dort ist insgesamt sehr andächtig und ehrenvoll. Zusammenfassend war es eine spannende und intensive Erfahrung zu sehen, welche Auswirkungen der zweite Weltkrieg auf die belgische Grenzregion hatte und welche Spuren bis heute sichtbar sind und auch in Zukunft nicht vergessen werden sollen.

Wereth

Malmedy

 

Denise Ehses und Ann-Sophie Finke

 

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